Museumskalender 2022 / Der Klang der Bilder

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Der Klang der Bilder

Unter den bildenden Künstlern gibt es musikalische und unmusikalische Schöpferinnen und Schöpfer. Glaubt man dem Urteil zahlreicher Zeitzeugen, so gehörte Picasso unzweifelhaft zur zweiten Kategorie. Der Spanier hatte offensichtlich keine Sensorien für die Musik, doch dessen ungeachtet spielen Darstellungen von Musikanten und Tänzern in seinem Werk eine bedeutende Rolle. Als Picasso seinen Lebensmittelpunkt nach dem Zweiten Weltkrieg von Paris an die Côte d’Azur verlagert, inspirieren ihn die archäologischen Spuren der Antike in bislang ungekannter Weise.
Alle Vorzeichen im Leben von Picasso stehen nach dem Zweiten Weltkrieg auf „Dur“: Mit Françoise Gilot ist eine neue Geliebte und Muse in sein Leben getreten. Ferner
entdeckt er die Lithografie als Drucktechnik für sich und sein Schaffen und lotet deren Ausdrucksmöglichen in schöpferischem Furor aus. Picasso erschafft sich ein eigenes Arkadien, in dem mythologische Mischwesen musizieren. Picasso ist zeitlebens ein Meister der Verwandlung und so üben die hybriden Bildungen aus Mensch und Tier wohl eine besondere Faszination auf ihn aus. Musizierende Figuren werden im Werk Picassos zu Projektionsgestalten für den schöpferischen Menschen schlechthin. So entsteht am 10.3.1948 eine Folge von vier Lithografien mit der Darstellung musizierender Faune (Monate Januar und November). Die gehörnten Wesen blasen antike Doppelpfeifen und scheinen gänzlich in ihr Spiel vertieft. In der mehrfigurigen Grafik Kentaur und Bacchantin mit einem Faun (Juli) hingegen flankiert er unverkennbar seine junge Geliebte Françoise mit mythologischen Mischwesen. Ein Faun spielt Flöte, während ein Kentaur begehrend nach der schlafenden Muse greift. Auf dem September-Blatt hat Picasso die junge Muse selbst zu einer weiblichen
Kentaur-Gestalt umgewandelt, eine Bildung, die die antike Mythologie gar nicht kennt. Sie scheint sich selbstverliebt in einem Spiegel zu betrachten, während wiederum
ein Faun die Flöte spielt. Euphorie und Ekstase sowie eine ungezwungene Kreatürlichkeit sind die Merkmale dieser Werke. In den später entstandenen Lithografien (März und Juni) herrscht antikische Nacktheit und Ausgelassenheit.


Die Lithografie Die Probe (Juni) entsteht 1954, also gerade in dem Jahr, in dem Picasso beginnt, sich mit dem Linolschnitt künstlerisch zu beschäftigen. Dieser liefert ihm die Möglichkeit, die Präzision der Linienkunst mit dem Medium der Farbe zu verbinden. Ekstatisch und wild geht es auf dem Mai-Blatt zu, wo eine kreatürliche
Trias ausgelassen musiziert und tanzt. Im August-Blatt setzt Picasso hingegen auf die alleinige Kraft der Linien. Picassos „Hispanidad“, seine tiefe kulturelle Prägung
durch sein Heimatland, wird in dem Linolschnitt Serenade mit Frau im Lehnstuhl (Oktober) sinnfällig, wo ein Gitarrist einer Dame in einem intim verschatteten Innenraum ein Ständchen darbringt.
Auch für Marc Chagall besitzt die Musik einen bedeutenden Stellenwert für sein gesamtes künstlerisches Schaffen. Chagall stammt aus dem weißrussischen Ort
Witebsk und ist Spross einer jüdischen Familie, die dem Chassidismus, einer jüdischen Erweckungsbewegung, angehört. Chagalls Bruder spielt Mandoline und sein Onkel Violine. In der Tradition des Chassidismus besitzen Musik und Tanz einen großen religiösen Stellenwert und so verwundert es nicht, dass musizierende Gestalten in
seinem Werk allgegenwärtig sind. Chagall hat einen Großteil seines OEuvre in Frankreich geschaffen, doch wie er selbst erklärt, hatte er seine Bildwelt und Themen aus dem heimatlichen Weißrussland mitgebracht. Paris habe nur sein Licht darauf geworfen. Auch in seinem Spätwerk beschwört er immer wieder die heimatliche Welt des jüdischen Schtetls in Witebsk. So sind vor der Kulisse der niedrigen Holzhäuser der
Heimatstadt wiederholt Violine spielende Gestalten auszumachen (Februar und April).
Im Weltlichen findet Chagall eine religiöse Tiefendimension und in der Welt des Alten Testaments macht der Künstler ganz diesseitige Tragödien und Schicksale aus. Mit seinen biblischen Darstellungen setzt sich Chagall kühn über alle konfessionellen Gepflogenheiten und Bildtraditionen hinweg. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass er den Psalmendichter David mit seiner Harfe bewehrt in ungewöhnlicher Art und Weise in liebender Umarmung mit Bathseba darstellt (Dezember).

Kunstkalender mit Motiven von Picasso und Chagall
Format: 50 x 70 cm 
15 Blatt plus Rückpappe
4-farbiger Druck auf Papier, 260g Freelife Vellum White von Fedrigoni
silberne Wire-O-Bindung mit breitem Aufhänger 


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